Trauma Kontaktabbruch
Warum ist das (fast) immer ein Trauma?
1. Die Eltern-Kind-Bindung ist existenziell
Die erste Bindung zu einem Elternteil (meist zur Mutter) ist lebensnotwendig, nicht nur biologisch, sondern auch emotional.
Das Kind entwickelt über diese Beziehung sein Urvertrauen, sein Selbstbild und die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren.
Ein Bruch – auch im Erwachsenenalter – erschüttert die innere Struktur, weil er das Grundnarrativ des „Ich bin sicher und gewollt“ gefährdet.
2. Psychische Strukturverletzung
Kontaktabbrüche zwischen Eltern und Kind verletzen oft das Gefühl von Zugehörigkeit, Kontinuität, Identität.
Sie können ein Gefühl von „Ich bin nicht mehr Teil der Geschichte“ erzeugen – was dem Erleben von Verlassenwerden oder innerer Leere gleicht.
Das betrifft besonders Kinder (auch erwachsene Kinder), die den Abbruch nicht initiieren und nicht verstehen können.
3. Bindung löst sich nicht durch Abbruch
Bindung ist kein Vertrag, den man kündigen kann, sondern ein inneres Band. Auch wenn kein Kontakt mehr besteht, bleibt das Bindungssystem aktiv.
Kinder „vergessen“ ihre Eltern nicht. Sie internalisieren sie – als liebevolle, abwesende, ambivalente oder feindliche Figuren.
Ein Abbruch kann zu inneren Spaltungen, Überidentifikation, Bindungsvermeidung oder suche nach Ersatzeltern(teilen) führen.
4. Chronische Unsicherheit, Schuld, Scham
Ein Kind (auch als Erwachsener) fragt sich oft:
„Wie ertrage ich die Schuld?“ oder „Warum muss ich mich plötzlich schützen, obwohl von ihm/ihr keine Gefahr ausgeht?“Diese Widersprüchlichkeit ist kaum integrierbar und wirkt wie ein psychischer Fremdkörper.
Die Folge können sein: Depression, Beziehungsschwierigkeiten, Selbstwertprobleme, emotionaler Rückzug und Störungen der Kontrolle.
🛠 Ausnahmefälle – warum es trotzdem manchmal notwendig ist:
In Fällen von emotionalem, körperlichem oder sexualisiertem Missbrauch, narzisstischem Missbrauch oder schwerer psychischer Krankheit (schwere Form der paranoiden Schizophrenie) eines Elternteils kann ein Abbruch der einzige Weg zum Überleben oder zur Selbstwahrung sein. Oft erfüllen aber gerade entfremdend handelnde Elternteile emotionalen und/oder narzistischen Missbrauch.
Ein Kontaktabbruch zwischen Elternteil und Kind ist fast immer ein Trauma – entweder durch das Gefühl von Verlust, Verlassenheit, Schuld oder unaufgelöste Ambivalenz.